Besuch der Staatsoberhäupter in Sopron!

Zum 35. Jubiläum des Paneuropäischen Picknicks und Grenzdurchbruches trafen Ungarns Präsident dr. Tamás Sulyok und Bundespräsident dr. Frank-Walter Steinmeier - der seit seinem Amtsantritt in 2017 zum ersten Mal Ungarn besucht - in Sopron ein.

Die Staatsoberhäupter wurden von Bürgermeister dr. Ciprián Farkas am Hauptplatz (Fő tér) empfangen. Die Programreihe wurde am Rathaus fortgesetzt, wo die beiden Staatschefs, nach einer Besprechung unter vier Augen und einer Plenarsitzung eine Pressekonferenz über die Ergebnisse des Gedankenaustausches abhielten.

Die Beziehungen zwischen Deutschland und Ungarn sind sowohl aus strategischer Sicht als auch aus Sicht der Verbündeten von herausregender Bedeutung – sagte das ungarische Staatsoberhaupt in Sopron, nachdem er aus dem Anlass des 35. Jubiläums des Paneuropäischen Picknicks am Rathaus der Stadt eine Diskussion mit Deutschlands Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier geführt hatte. Tamás Sulyok fügte hinzu: „Wenn auch bezüglich bestimmter Fragen die Regierungen der beiden Länder unterschiedliche Meinungen vertreten“, haben wir Staatsoberhäupter jedoch die Möglichkeit diese zu überbrücken". "Ich bin überzeugt, mit einer, auf gegenseitigen Wertschätzung beruhenden Annäherung und mit einem ehrlichen Dialog (...) können wir unsere Beziehungen nicht nur bewahren, sondern diese auch noch enger gestalten" - betonte er und ergänzte, für all das, ist das Jubiläum des Paneuropäische Picknicks ein guter Anlass.

Der Präsident der Republik bezeichnete das Paneuropäische Picknick als ein schicksalswendendes Ereignis in der Geschichte von Europa, eigentlich als das „das Trojanische Pferd“ der Wiedervereinigung von Deutschland“.

Er sprach den Organisatoren, deren Kollegen, Mitarbeitern und den Teilnehmern seinen Dank aus. Er formulierte, an Hand ihres Vorbildes sei bei der Zusammenarbeit der beiden Länder vor allem auf die Elemente zu fokussieren, die nach vorne zeigen, und sei es auf der Basis der Werte oder auf der der Interessen, uns verbinden. Tamás Sulyok betonte: Präsident Frank-Walter Steinmeier und er sind derselben Meinung, die beiden Länder sehen sich gegenseitig als politische und wirtschaftliche Partner an und stehen in den meisten europäischen Angelegenheiten als Verbündete zueinander. Unser gemeinsames Ziel ist die Bewahrung des freundschaftlichen Umganges und die Stärkung der guten Beziehungen – sagte er.

Er sprach an, die deutschen Unternehmen sind zu der aktivsten Gruppe von Investoren in Ungarn geworden, die Firmen, die hier tätig sind, erweitern ihre Tätigkeit durchgehend. In den Bereichen des Unterrichtswesens, der Forschung und der Innovation ist das interinstitutionelle Bündnis zwischen den beiden Ländern herausragend, bei der Stärkung der Beziehungen werden sowohl die, in Ungarn lebenden Bürger deutscher Nationalität, als auch die in Deutschland lebenden Ungarn als wichtige Bindeglieder betrachtet.

Er fügte zu: außerhalb des deutschen Sprachraumes ist die einzige deutschsprachige Universität in Budapest zu finden und wenn auch die Grundausbildung an der Andrássy Universität beginnt, wird man, auf einzigartiger Art und Weise in Europa - von der Tagesstätte bis zur Erwerbung des Doktoren-Titels - in Ungarn auf Deutsch lernen und studieren können.

Tamás Sulyok hob auch hervor, für uns Ungarn sind Fragen wie unsere nationale Identität, unsere Kultur, unsere Traditionen, unsere Sprache und unsere Souveränität ausschlaggebend. Die Ungarn glauben an einen europäischen Bund unabhängiger Nationalstaaten – sagte er und fügte zu, die unterschiedlichen Meinungen über Europa trennen uns nicht, sondern verbinden uns immer.

Tamás Sulyok ähnlich brachte Frank-Walter Steinmeier seine Freude zum Ausdruck, sie können das Jubiläum des Paneuropäischen Picknicks in Sopron gedenken. Das Paneuropäische Picknick verkörperte nicht nur den Weg zur deutschen Einheit. Es bedeutete auch das Ende der Spaltung Europas. Denn dieses Ereignis, bei dem 600 DDR-Bürger nach Österreich gelangten, trug in großen Maßen zu einem Europa ohne Grenzen bei – sagte er. Er hob hervor, Sopron vertritt die Freundschaft der beiden Völker auf eine ganz besondere Art. Sopron ist das Symbol der europäischen Solidarität, der Freiheit und der Einheit.

Deutschlands Staatsoberhaupt betonte: Ungarn habe als aktueller Vorsitztragender im Europa Rat, eine große Verantwortung, besonders hinsichtlich des Russisch-Ukrainischen Krieges. Er fügte zu: er würde es begrüßen, wenn am Jubiläum des Picknicks die gemeinsamen europäischen Werte verstärkt würden. Er brachte seine Überzeugung zum Ausdruck, die beiden Länder würden sich gegenseitig brauchen, würden die EU brauchen. Er erwähnte auch, während der aktuellen geopolitischen Herausforderungen sei es wichtig die Einheit und die Handlungsfähigkeit der EU zu bewahren. Ungarns Verantwortung und Rolle bei der Stärkung der Einheit der EU seien groß bzw. wichtig, denn der Schlüssel zur Europas Stärke liege in ihrer Einheit – fügte er zu.

Frank-Walter Steinmeier teilte mit, im Interesse der Stärkung der bilateralen Beziehungen werden sie den Gedankenaustausch mit Tamás Sulyok im Oktober, in Krakau fortsetzen, daneben hat er den Ungarischen Präsidenten auch nach Berlin eingeladen.

Die beiden Staatsoberhäupter wohnten im Verlauf des Nachmittags den letzten thematischen Tag der von dem Deutsch-Ungarischen Jugendwerk und von der Konrad-Adenauer-Stiftung gemeinsam organisierten Sommer-Akademie bei. Bei diesem Anlass wurden auch die Gewinner des Präsentationswettbewerbes ebenfalls begrüßt.

Tamás Sulyok: wir gedenken eines wichtigen Stückes der gemeinsamen ungarischen-deutschen Vergangenheit

Zum 35. Jubiläums des Paneuropäischen Picknicks und Grenzdurchbruches wurde am Montag-Nachmittag im Paneuropäischen Picknick Gedenkpark bei Sopronpuszta eine Erinnerungsfeier abgehalten. Im Rahmen der Festlichkeit hielten Ungarns Präsident dr. Tamás Sulyok und Deutschlands Bundespräsident dr. Frank-Walter Steinmeier Festreden. Das ungarische Staatsoberhaupt hob hervor: am 19. August gedenken wir eines wichtigen Stückes der Geschichte Europas insbesondere der gemeinsamen ungarisch-deutschen Geschichte.

Am Anfang der Festlichkeit begrüßte dr. Ciprián Farkas die Teilnehmer. Der Bürgermeister von Sopron hob hervor: vor fünfunddreißig Jahren ermöglichte ein, unter fremden Joch leidendes Volk, einem anderen, ebenfalls unter fremden Joch leidenden Volk, den Weg in die Freiheit einzuschlagen. Dadurch trug ersteres zum Fall der Berliner Mauer und später zur Wiedervereinigung Europas bei, was gleichzeitig der jahrzehntelangen Isoliertheit und dem sorgengeplagten Schicksal der Stadt Sopron ein Ende setzte. Es geht um ein bedeutendes Ereignis, das nicht erst mit der Zeit, sondern bereits, in dem besagten Moment seine schicksalswendende Wirkung zeigte. Zahlreichre Bürger unserer Stadt nahmen aktiv an der Organisierung teil oder waren aktive Akteure des sich hier entfaltenden Ereignisses von weltgeschichtlicher Bedeutung. Uns, Ungarn und Deutschen ist die heutige Feier, eine gemeinsame ihrer Art. Unserer Stadt ist es eine große Ehre gewesen, nach dem Treffen von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Ministerpräsident Viktor Orbán in 2019, nun die Begegnung der ungarischen und deutschen Staatsoberhäupter beherbergt haben zu können – betonte dr. Ciprián Farkas.

Tamás Sulyok: wir gedenken eines wichtigen Stückes der gemeinsamen ungarisch-deutschen Vergangenheit

Das Ungarische Staatsoberhaupt hob in seiner Rede hervor: wir erweisen die Ehre all denen, die Opfer des Eisernen Vorhanges bzw. der Getrenntheit waren und sind stolz auf diejenigen, die das zwischen uns errichtete Hindernis durchbrachen. Der Präsident ergänzte: indem, die zwischen und errichtete Mauer durchbrochen und abgerissen wurde, ist ein stets enger gewordenes, wirtschaftliches und politisches Bindeglied zwischen Deutschland und Ungarn entstanden. Wir sind gegenseitig enge Verbündete und würdige Partner voneinander.

Ich wünsche, uns für die kommenden Jahrzehnte neben einander, im Sinne des gegenseitigen Verständnisses und Respekts so verpflichten zu können, wie das während des historischen Sommers von 1989 Ungarn und Deutsche getan hatten, doch unser europäisches Bewusstsein beruht zweifellos auf Gegenseitigkeit, und dies hat auch keine Alternative. Er fügte hinzu: dafür engagierten sich tapfere und europäische Bürger, Ungarn, Deutsche, Österreicher und beim Paneuropäischen Picknick, wir wollten zwischen uns, keine, uns trennende Linien, mehr sehen.

Die Geschichte bewies im Verlauf der Jahrhunderte, der einzige Weg zum universellen Frieden liegt in der Vertiefung der Freundschaft der Völker, um die - durch politische Praktiken - errichteten Stacheldrahte und psychologischen Schanzen abzureißen. – zitierte er den Aufruf. Tamás Sulyok hob hervor: er wünscht uns allen in Europa, beim Geist des Paneuropäischen Picknicks auszuharren, die erneute Errichtung weder physischer noch seelischer Stacheldrahte zwischen uns zuzulassen.

Der Staatschef erinnerte: vor 35 Jahren waren die Ungarn bei der Gestaltung Europas Schicksal erneut eingestiegen. "Bei der Gestaltung der Geschichte schlugen wir die Stimme der Freiheit an, brachen uns den Weg nach Europa, wohin wir seit tausend Jahren gehören, frei". Ab da wurde alles schneller – sagte das Staatsoberhaupt und ergänzte: wir haben uns von der jahrzehntelangen kommunistischen Unterdrückung befreit, konnten erneut zum unabhängigen, souveränen Teil des Kontinents werden und Deutschland konnte sich wiedervereinigen.

Die Rolle, welche die Ungarn dabei spielten ist unbestreitbar, worauf auch wir stolz sind – wies er hin und fügte zu: es bedurfte auch der Tollkühnheit und des Mutes der Ungarn, um die Ereignisse der Geschichte endlich in die gute Richtung zu lenken, um den Schicksal der Menschen und der Familien zu ändern, um Völker aneinander näher zu bringen, um es Nationen zu ermöglichen ihre - von der Natur aus gegebene - Einheit erneut erleben zu können.

Tamás Sulyok machte auf die Zusammenhänge zwischen der Einheit von Europa und die der nationalen Souveränität aufmerksam. Er hob dabei hervor: diese Aspekte seien auch 35 Jahre nach dem Paneuropäischen Picknick und 20 Jahre nach Ungarns EU Beitritt von uns aufmerksam zu beachten. Als aktueller Vorsitztragender im Europa Rat, können Ungarn als Land und alle Bürger des Landes stolz und mit Zufriedenheit das Ereignis vor 35 Jahren und den seitdem zurückgelegten Weg betrachten –betonte er.

Frank-Walter Steinmeier: ohne die Freiheitsliebe und die Leidenschaft Ungarns Europa gegenüber, wäre die Deutsche Einheit unvorstellbar gewesen

Frank-Walter Steinmeier sagte bei der Veranstaltung zum 35. Jubiläum des Paneuropäischen Picknick, die Ereignisse von 1989 in Sopron und in Debrecen seien zu den Katalysatoren weiterer Geschehen geworden, "aus einem, an einem Sommertag veranstalteten Picknick wurde die größte Flüchtlingswelle der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) geworden", am Ende waren der Eiserne Vorhang und die Berliner Mauer gefallen.

Die Deutsche Einheit tat den ersten wichtigen Schritt in Ungarn – erklärte der Bundespräsident.

Der Wunsch der Ungarn nach Freiheit und Demokratie begeisterte den ganzen Kontinent, machte das Land zu dem Motor der Reformen und zu dem Spitzenreiter der Veränderungen - hob Frank-Walter Steinmeier hervor. Er fügte hinzu, Ungarn habe ein Fenster eröffnet, durch welches die gesamte Welt einen Durchblick gewann. Deutschland wird dies nie vergessen, und wird den Ungarn dafür ewig dankbar sein.

Ohne das unbezwingbare Freiheitsverlangen, die Freiheitsliebe und die Leidenschaft der Ost- und Mitteleuropäischen Länder, darunter auch Ungarn Europa gegenüber wäre die Deutsche Einheit unvorstellbar gewesen. – erklärte das deutsche Staatsoberhaupt und merkte, die Leidenschaft der Ungarn für Europa könne man auch heute fühlen und diese Leidenschaft werde auch sehr gebraucht. Ungarn ist seit 2004 Mitglied der Europäischen Union, damals haben 83 Prozent der Menschen sich für Beitritt entschlossen, und jetzt 20 Jahre später sagen fast genauso viele Ungarn, sie fühlen sich als Bürger der Union – verwies darauf das Staatsoberhaupt.

Er sei überzeugt – erklärte er – die Ungarn und die Deutschen brauchten sich gegenseitig und auch die EU, die sie gemeinsam errichteten und wollen diese auch in der Zukunft als Freunde und Partner gemeinsam gestalten, "tapfer, im Zeichen der Solidarität, der Freiheit und der Einheit“ gemäß dem Geist von Sopron "diese Werte vereinigen nämlich uns Europäer".

Bei der Gedenkfeier hob dr. László Magas, Vorsitzender der Stiftung Paneuropäisches Picknick, hervor: 1989 war das Jahr der Wunder – bei uns und in Europa – überall stand die kommunistische Weltordnung am Rand des Zusammenbruches. Das Freiheitsverlangen und der Widerstand dem Regime gegenüber war auch in unserer Stadt wahrzunehmen. Daher dachten die Organisatoren des Picknicks, für den 19. August, einen Tag vor dem Nationalfeiertag der Staatsgründung, ein Picknick zu veranstalten. Die Berliner Mauer fiel drei Monate später, das Paneuropäische Picknick war jedoch der erste Ziegelstein, der aus ihr geschlagen wurde.

Der Feier wohnten unter anderen Parlamentsabgeordneter Attila Barcza, Vizebürgermeister dr. István Simon und dr. Szabolcs Csiszár, des weiteren Mitglieder der Stadtversammlung, Institutionsleiter und auch Amtsträger bei.

Bei der Veranstaltung legten Republik-Präsident dr. Tamás Sulyok und Bundespräsident dr. Frank-Walter Steinmeier, die Kränze der Erinnerung am Grabholz-Denkmal (Kopjafa) im Gedenkpark nieder.

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