Angela Merkel und Viktor Orbán in Sopron

In Anwesenheit von Bundeskanzlerin Angela Merkel und von Ministerpräsidenten Viktor Orbán wurde zum 30. Jubiläum des Pan-Europäischen Picknicks am Montag in der Evangelischen Kirche in Sopron ein ökumenischer Gottesdienst gefeiert.


In seiner Homilie erläuterte Kardinal, Primas Péter Erdő, Erzbischof von Esztergom-Budapest, mit der Niederreißung des Eisernen Vorhanges und mit dem Fall der Berliner Mauer habe an Stelle des militärischen und politischen Gegensatzes eine freie Begegnung der, ideologisch bedingten, Trennung der europäischen Völker treten können. Dies war möglich, weil das Christentum den Grundsatz - nur die Macht des Menschen könne darüber entscheiden was richtig und was falsch sei – negierte. In diesem Zusammenhang wird es eindeutig, die Welt, die Menschheit, unsere eigene und alle anderen Nationen verfügen über Sinn und Wert – formulierte er. Als vor dreißig Jahren die großen Änderungen einsetzten, freuten wir uns als Christen über eine größere Freiheit, eine freie Ausübung der Religion, doch auch darüber, dass die Völker, die sich nun gründlicher kennenlernen, angereichert dank einer Vielfalt persönlicher und menschlicher Begegnungen, die Werte ihrer eigenen Gemeinden und Kulturen, im gegenseitigen Respekt, besser erleben, hochzeigen, fördern und anderen Teil werden lassen – schloss seine Rede Péter Erdő.

Zoltán Balog, Pastor der Deutschsprachigen Evangelisch-Reformierten Kirchgemeinde hob in seiner Begrüßungsrede hervor, Gott ließ uns keine unbegrenzte, sondern verantwortungsvolle Freiheit Teil werden und wir uns in Dank derer erinnern, die vor dreißig Jahren und während der Zeit danach etwas für die Freiheit der europäischen Menschen und Nationen taten. In seinem Dankgebet gedachte er, Gott befähigte den Menschen in der christlichen Freiheit zum Guten, zum Schönen und zum Wahren, zur Zusammenarbeit und zur Solidarität. Wir sind sowohl individuell als auch in der Gemeinde frei – formulierte er. Zoltán Balog erläuterte heute herrscht Frieden und ein noch nie zuvor erlebter Wohlstand in Europa, wir können jedoch auch die rund um uns tobenden, blutigen Konflikte der vergangenen dreißig Jahren nicht vergessen. Er bat Gott die europäische Gemeinschaft zu stärken, damit der Kontinent, der aus christlichen Wurzeln heranwuchs, anderen Völkern und Ländern zum zuverlässigen Partner wird.


Auch während der Zeit der Zerrissenheit war es uns stets bewusst, es gibt nur ein Europa – erklärte Ministerpräsident Viktor Orbán. "Wir glaubten an sie und sie vereinigte sich erneut. Sie vereinigte sich erneut, weil wir an sie glaubten" – äußerte sich der Regierungschef. Er fügte zu: auch heute kommt alles darauf an, und wenn wir daran glauben, bleibt die Einheit von Osten und Westen fortan bestehen und Europa wird den Europäern weiterhin als starke, reiche Heimat dienen. Hier in Sopron bauten wir die Mauer von Osten ab, hier machten wir den Weg für die deutsche und europäische Wiedervereinigung frei – sagte Viktor Orbán. Die Ungarn betrachteten ihre Beziehung zu den Deutschen schon immer als ein besonderes Verhältnis. "Dies ist eine alte Sache", älter als das Picknick in Sopron, und älter als alle unserer früheren gemeinsamen Niederlagen des 20. Jahrhunderts – fügte er zu.

In der evangelischen Kirche von Sopron brachte die deutsche Bundeskanzlerin ihr Dank für die Rolle, die Ungarn bei der Erschaffung der deutschen Einheit spielte zum Ausdruck. " Wir Deutschen, zeigen uns Ungarn gegenüber für die Art und Weise auf welche Ungarn zum Wegfall der Spaltung Europas und zur Erschaffung der deutschen Einheit beitrug, stets erkenntlich. Wir danken Ungarn dafür" - betonte Angela Merkel. Die Bundeskanzlerin rief wach: Ziel des Picknicks vor dreißig Jahren war es, dass die Veranstalter, das Ungarische Demokraten Forum und die Paneuropa-Union den Frieden in Europa feiern und planten die ungarische-österreichische Grenze für einige Stunden symbolisch zu öffnen. Unter den DDR- Bürgern die auf den ungarischen Campingplätzen ihren Sommerurlaub verbrachten verbreitete sich die Nachricht über die Veranstaltung schnell, hunderte ließen all ihr Gut und Haben zurück und machten sich auf dem Weg Richtung Sopron um in die Freiheit zu gelangen – fügte sie zu. Angela Merkel nannte das Paneuropäische Picknick ein weltbewegendes Ereignis und hob hervor: die ungarischen Grenzsoldaten schossen nicht auf die ostdeutschen Staatsbürger und bewiesen dadurch eine Tapferkeit welche Menschlichkeit über allen Dienstvorschriften setzte.


Neben Angela Merkel und Viktor Orbán wohnten den ökumenischen Gottesdienst Péter Szijjártó Minister für auswärtige Angelegenheiten und Handel, Innovations- und Technologie Minister László Palkovics, Gergely Gulyás Minister, Leiter des Amtes des Ministerpräsidenten, Justizministerin Judit Varga und Katalin Novák Staatsministerin für Familie und Jugend bei.

Das Paneuropäische Picknick wurde am 19. August 1989. bei Sopronpuszta Ungarn, unmittelbar an der Ungarisch-Österreichischen Grenze abgehalten. Über die vorübergehend eröffnete Grenzübergangstelle waren mehrere Hundert DDR-Bürger nach Österreich gelangen.

Fotos: MTI und Tamás Griechisch/www.sopronmedia.hu

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